Die Beherrschung des Solution Space als Schlüssel zum Wettbewerbsvorteil

Rückblick auf Fachveranstaltungen für Produktkomplexität und Variantenmanagement

Ende Februar luden gleich zwei Fachveranstaltungen Manager, Experten und Anwender für die Themen Produktkomplexität und Variantenkonfiguration zu spannenden Vorträgen und Fachdiskussionen ein. In Langen (Hessen) gastierten am 26. Februar 2019 etwa 220 Teilnehmer auf der eintägigen 8. Variantenmanagement-Tagung des VDMA, während zeitgleich die 3. Fachkonferenz: Losgröße 1 und Mass Customization in der prestigeträchtigen Kulisse des Technikmuseums Speyer begann. Der zweite Tag dieses Events bot den etwa 80 Teilnehmern hautnahe praktische Einblicke in Produktkonfigurationsprozesse durch eine Führung im Daimler LKW-Werk Wörth.

Obwohl das Thema bereits seit über einem Vierteljahrhundert diskutiert wird, ist es der Themensetzung beider Veranstaltungen zufolge aktueller denn je. Mass Customization ist nach einer gängigen Definition eine Fertigungstechnik, die die Flexibilität und Personalisierung von Sonderanfertigungen mit den niedrigen Stückkosten der Massenproduktion kombiniert. Oder anders formuliert: Mass Customization ermöglicht Individuelles von der Stange.

Das Gros der Vorträge beider Veranstaltungen widmete sich direkt oder indirekt diesem Leitthema. So stellten auf der VDMA-Veranstaltung viele mittelständische Maschinenbauer ihre Baukasten- und Modularisierungsprojekte vor, die darauf ausgerichtet sind, die interne Varianz und somit die Stückkosten bei gleichzeitiger Wahrung der Flexibilität zu senken. Auf der Fachkonferenz für Losgröße 1 und Mass Customization standen eher industrielle Schwergewichte wie Heidelberger Druckmaschinen, GEA und Krones auf dem Podium, wobei letztere das Thema Mass Customization am Beispiel von „bottling on demand“ beleuchteten. Der Abfüll-Spezialist präsentierte ein digitalisiertes Verfahren, bei dem individualisierte Flaschen mit einer großen Anzahl an Möglichkeiten der Farb- und Designgestaltung und gleichzeitig minimalen Umrüstkosten abgefüllt werden können.

Die Rolle des Solution Space

Die Kundenanforderungen sind in der heutigen Zeit mehr als je zuvor von dem Wunsch nach Produkten geprägt, die funktionell und günstig und gleichzeitig möglichst individuell auf sie zugeschnitten sind. Daher ist Mass Customization für den Key Note Speaker der Veranstaltung in Speyer Prof. Dr. Frank Piller von der RWTH Aachen aktueller denn je. Er beschäftigt sich bereits seit dem Beginn der einschlägigen Forschung in den 1990er Jahren mit Mass Customization und bemängelt, dass es die meisten produzierenden Unternehmen noch immer versäumen, sich durch das Design und die Analyse des sogenannten Solution Space, also dem Lösungsraum der gesamten theoretisch möglichen Varianten eines Produktes, einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Die Betrachtung des Solution Space sieht er als Weichenstellung dafür, passgenau mit unterschiedlichsten Kundenanforderungen umgehen zu können.

Umgekehrt formuliert: Wer die Analyse des Solution Space außer Acht lässt, läuft Gefahr, sich unangenehmen und kostspieligen Problemstellungen auszusetzen:

  • Hat Ihr Vertrieb schon mal eine Produktvariante verkauft, die gar nicht produziert werden konnte? (a)
  • Sind Ihre Ingenieure öfter damit beschäftigt, Produktvarianten zu entwickeln mit technisch hochattraktiven Features, für die es aber auf dem Markt gar keinen Bedarf gibt? (b)

Kommt Ihnen dies bekannt vor? Die beiden genannten Problemfälle sind Folgen von Zuständen, die als Under-Engineering (a) und Over-Engineering (b) bezeichnet werden. Diese stellen ganz wesentliche Treiber für Kosten und Probleme in produzierenden Unternehmen dar.

Vermeiden Sie Under- und Over-Engineering

Ein Kostenbeispiel:

Ihre Ingenieure sind dafür verantwortlich, für jede Produktvariante eine Dokumentation zu erstellen und zu pflegen, die Themen wie Material- und Prozessspezifikationen, 2D/3D-Modelle, Teilenummerierung, Engineering-Stücklisten etc. umfassen. Angenommen ein Ingenieur kostet intern durchschnittlich 60 Euro pro Stunde, eine Variante hat sieben Dokumente und für die Pflege eines dieser Dokumente wendet ein Ingenieur monatlich sechs Stunden auf. Wenn Sie nur 20 Varianten pflegen, die selten oder nie verkauft werden, haben Sie bereits unnützen Mehraufwand von etwa 604.800 Euro im Jahr – allein für die Dokumentenpflege! Es scheint beinahe überflüssig zu erwähnen, dass noch weit größere Kosten entstehen, wenn man den Versuch unternimmt, nicht verkaufbare Varianten dann auch noch zu produzieren und einzulagern.

Die Berechnung und die Analyse des individuellen Solution Space für Ihre Produktmodelle ist in der Lage, diese typischen Problematiken von produzierenden Unternehmen zu lösen. Der Solution Space bildet prinzipiell alle validen Kombinationen eines bestimmten Produktmodells ab. Jedoch macht es ökonomisch keinen Sinn, alle theoretisch herstellbaren Kombinationen auch produzieren zu lassen. Das Ziel muss sein, ausschließlich auch bestell- und verkaufbare Produktvariationen zu betrachten.

Kennen Sie Ihren Solution Space?

Wie ist es nun möglich, den Solution Space zu beherrschen?

Grundvoraussetzung ist eine ganzheitliche und abteilungsübergreifende Sicht auf Ihre Produktmodelle. Dies ist aber in den meisten Unternehmen nicht oder nur unzureichend gegeben. Die Realität zeigt eher zerklüftete Systemlandschaften und Datensilos, mehrere eigenständige oder in Unternehmenssystemen wie PLM und ERP eingebettete Konfiguratoren und Produktionsabteilungen, die mit Merkmalskatalogen und Konfigurationsregeln arbeiten, die in den Vertriebskonfiguratoren wiederum nicht bekannt sind. Dadurch geistern unterschiedliche Stücklisten durch das Unternehmen, die nur mit sehr viel manuellem Aufwand angeglichen werden können.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der zentralen Verwaltung Ihrer Merkmalskataloge und Konfigurationsregeln. Configuration Lifecycle Management (CLM) bietet dazu kollaborative Werkzeuge, die Spezialisten, Facharbeiter und Wissensträger aus allen beteiligten Abteilungen einbinden, die in einer unternehmensweit gültigen Mastersicht Ihrer Produktmodelle zusammenarbeiten.

 

Configuration Lifecycle Management (CLM) – Unternehmensweite Zusammenarbeit an Produktmodellen

Einige technische Aspekte eines Produktmodells sind ausschließlich relevant für das Engineering, manche kaufmännische Aspekte betreffen nur das Marketing und den Vertrieb. Andere sind wiederum wichtig für die E-Commerce-Website und noch andere für einen Reseller-Kanal. Und die finale Konfiguration sollte am Ende zu einer Stückliste (BOM) führen, mit der die Produktion beginnen kann.

Wenn Informationen zu all diesen unterschiedlichen Produktmerkmalen im selben Produktmodell enthalten sind, erkennen die Mitarbeiter aus allen beteiligten Abteilungen, wie sich die Anforderungen der Kunden auf Produkteigenschaften auswirken und welchen Einfluss diese Eigenschaften auf Komponenten in der Produktionsstückliste haben.

Unter Verwendung dieses ganzheitlichen Produktmodellansatzes können Unternehmen eine „Single Source of Truth“ für die Produktkonfiguration etablieren. Die gemeinsame Verwaltung relevanter Stammdaten führt dabei zu einer unverzerrten und redundanzfreien Sicht auf sämtliche Produktmodelle und Konfigurationsregeln – unternehmensweit.

Neben den leistungsstarken Modellierungs- und Kollaborationstools bietet CLM die marktführende Konfigurationstechnologie Virtual Tabulation™, mit deren Hilfe die Berechnung des Solution Space Ihrer Produktmodelle erst möglich gemacht wird. Denn im Kern von Virtual Tabulation™ steht die Kompilierung einer kompakten und gemeinsam nutzbaren Datei, die alle gültigen Konfigurationen enthält und die Grundlage aller weiterführenden Analysen und Optimierungsvorhaben Ihres Produktangebots darstellt.

Sie mögen stets fehlerfreie Ergebnisse bei gleichzeitig schnellen Antwortzeiten Ihres Konfigurators? Dann lesen Sie hier weiter und erfahren Sie alle Vorteile, Anwendungsgebiete und Detailinformationen über Virtual Tabulation™.

Mit der konsequenten Einführung von CLM hat bspw. eine Business Unit des schweizerischen Technikriesen ABB einen Weg gefunden, um 2,3 Mio. US-Dollar pro Jahr einzusparen (Download ABB Success Story).

„Zunehmende Produktkomplexität teilt die Industrie in zwei Lager – die einen scheitern daran und die anderen machen daraus einen Wettbewerbsvorteil“, so das Schlussstatement einer Keynote der Losgröße 1-Veranstaltung in Speyer.

Stellen Sie noch heute die Weichen für Ihren Wettbewerbsvorteil – mit CLM!